“Fuck-up Nights”: Pro und Contra für Grossunternehmen im Vergleich

“Fuck-up Nights”: Pro und Contra für Grossunternehmen im Vergleich

Im Corporate-Umfeld besteht oft die Tendenz, Erfolge laut zu feiern – und Misserfolge zu verschweigen. Dies hängt damit zusammen, dass Scheitern meist als persönliches Versagen angesehen wird. Um dieser Stigmatisierung des Scheiterns entgegenzuwirken und eine offenere Fehlerkultur zu fördern, bieten “Fuck-up Nights” eine potenziell wertvolle Plattform für Grossunternehmen. Doch wie wertvoll sind diese Veranstaltungen für Corporates wirklich?

In diesem Artikel beleuchten wir drei Pros und drei Cons für solche Events im direkten Vergleich.

„Fuck-up Nights“ bieten eine interessante Plattform für Grossunternehmen, um eine offene Fehlerkultur zu fördern – allerdings nur unter bestimmten Bedingungen.

Was ist der Hintergrund dieser Events?

Der Ursprung der Fuck-up Nights liegt in Mexiko City, als eine Gruppe von Freunden 2012 beschloss, offen über ihre beruflichen Misserfolge zu sprechen. Die Idee dahinter: Menschen können in einer lockeren Atmosphäre von ihren grössten beruflichen Misserfolgen erzählen.

Ziel dieser Veranstaltungen ist es, das Stigma des Scheiterns zu brechen. Denn in vielen Kulturen, so auch in der Schweiz, wird Scheitern oft als persönliches Versagen angesehen. Fuck-up Nights bieten hier eine Plattform, um diese Perspektive zu ändern. Sie ermutigen dazu, Scheitern als wertvollen Teil des Lernprozesses anzuerkennen und zu akzeptieren, dass Misserfolge unvermeidlich und oft sogar notwendig sind, um langfristig Erfolg zu haben.

Beginnen wir nun mit dem ersten Pro – und dem ersten Con – für Fuck-up Nights in Grossunternehmen:

Pro #1: Förderung einer offenen Fehlerkultur

Ein zentraler Gedanke hinter Fuck-up Nights ist die Etablierung einer neuen Fehlerkultur. In vielen Unternehmen wird erwartet, dass Fehler vermieden werden – ein Ansatz, der Innovation hemmen kann. Durch das offene Teilen von Misserfolgen entsteht ein Umfeld, in dem Fehler als Lernchancen wahrgenommen werden. Das fördert Mut zu Risiken und Experimenten, was langfristig den Erfolg eines Unternehmens steigern kann.

Contra #1: Scheitern als Karrierehindernis

So positiv dieser Ansatz klingt, bleibt er oft auf den unteren Hierarchieebenen beschränkt. Führungskräfte riskieren ihre Glaubwürdigkeit und Autorität, wenn sie öffentlich über ihre Misserfolge sprechen. In vielen Grossunternehmen wird Scheitern noch immer als Zeichen von Schwäche angesehen. Ein Hindernis für die Karriere – und damit für echte Veränderung.

Wichtig ist, Learnings aus Fuck-up Nights zu analysieren und diese dann in konkrete Massnahmen umzusetzen.

Pro #2: Stärkung von Gemeinschaft

Fuck-up Nights schaffen ein starkes Gemeinschaftsgefühl unter den Teilnehmenden. Das Teilen von Geschichten des Scheiterns zeigt, dass niemand allein mit seinen Herausforderungen ist. Diese gemeinsame Erfahrung kann Solidarität fördern und ein unterstützendes Netzwerk entstehen lassen. Das ist besonders wertvoll in stressigen Arbeitsumgebungen.

Contra #2: Abwesenheit von Führungskräften

Ein kritischer Punkt vieler Fuck-up Nights ist die geringe Beteiligung von Führungskräften und Mitgliedern der Geschäftsleitung. Während Mitarbeitende aus mittleren oder unteren Ebenen ihre Fehler teilen, bleiben CEOs und Senior Manager oft fern. Das Eingeständnis von Fehlern wird in höheren Positionen häufig als Karrierehindernis betrachtet – ein Problem, das die Glaubwürdigkeit solcher Veranstaltungen infrage stellt. Denn die Abwesenheit von Führungskräften trägt logischerweise nicht unbedingt zur Stärkung der Gemeinschaft bei.

Pro #3: Inspiration durch authentische Geschichten

Die Geschichten, die bei Fuck-up Nights erzählt werden, bieten oftmals wertvolle Lektionen für alle Anwesenden. Sie zeigen, dass hinter jedem Scheitern Potenzial für Wachstum und Erfolg steckt. Diese inspirierenden Einblicke können Mitarbeitende motivieren, trotz Rückschlägen weiterzumachen und aus Fehlern zu lernen.

Contra #3: Oberflächliche Auseinandersetzung

Die Gefahr besteht jedoch darin, dass diese Geschichten zwar unterhaltsam sind, jedoch keine tiefgehende Reflexion oder systematische Analyse erfolgt. Wenn keine nachhaltigen Massnahmen abgeleitet werden, bleibt der tatsächliche Nutzen begrenzt.

Fazit: Fuck-up Nights dafür oder dagegen? Es kommt darauf an…

Fuck-up Nights bieten zweifellos eine interessante Plattform für Grossunternehmen zur Förderung einer offenen Fehlerkultur. Sie stärken Gemeinschaft und Solidarität unter den Teilnehmenden und können eine positive Wirkung auf Mitarbeitende haben.

Doch ohne die aktive Beteiligung von Führungskräften und ohne tiefgehende Reflexion bleiben diese Events oft oberflächlich – und sind damit mehr PR-Massnahme als echter kultureller Wandel. Unternehmen müssen sicherstellen, dass die Learnings aus diesen Veranstaltungen systematisch analysiert und in konkrete Massnahmen umgesetzt werden. Nur dann können Fuck-up Nights wirklich zu einer nachhaltigen Veränderung der Unternehmenskultur beitragen.

Alexander Hasler
Alexander Hasler
CEO adaptable | works
www.betascale.ch

Alexander ist ein lösungsorientierter und optimistischer Teamplayer, der gerne im Team lernt, arbeitet, Spass hat und Erfolge feiert. Alexander verfügt über einen reichen Erfahrungsschatz im Strategie- und Innovationsmanagement in der Schweizer Versicherungsbranche. Als Triathlet weiss er, wie wichtig Ausdauer und Kontinuität sind.

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